Ich habe auf einem Spielplatz einen zwischen 3 und 4 Jahre alten Jungen gesehen. Er sahs ganz oben auf einer langen Rutsche und war sich noch unsicher, ob er wirklich rutschen sollte. Sein Vater stand am anderen Ende der Rutsche, nahm wahr, dass sein Sohn Angst hat und rief ihm auffordernd zu: „Sei ein Mann!“

Das Kind rutsche. Es kam sichtlich erleichtert, aber auch froh unten an. Der Vater tippte ihm wohlwollend auf die Schulter und sie gingen vom Spielplatz.

Eine Situation, die man zwischen Vater und Sohn immer wieder beobachtet. Männer, die diesen Satz verwenden, ist jedoch eine Sache nicht bewusst.

Der Mann (es kann auch eine Frau sein) stülpt sich selbst und seinem Kind eine „gesellschaftlich“ vorgegebene Sichtweise über, wie Männer zu sein haben. Die Folge daraus kann eine Veränderung der Persönlichkeit sein. Der Junge lernt, dass seine Gefühle so wie sie sind, nicht in Ordnung sind und in Zukunft wird er sie unterdrücken. Er lernt nicht, damit angemessen und somit gesund umzugehen. Dadurch kann er den Kontakt zu sich selbst verliert und unglücklich werden. Wenn ich Männer treffe, die dem Bild des „Mannes“ entsprechen wollen, spüre ich eine ständige Missmutigkeit und auch Aggression.

Welche Gefühle stehen überhaupt hinter diesen Worten „Sei ein Mann!“.

Es sind die Gefühle „sei risikobereit und mach gefährliche Sachen.“

Jungen und Mädchen unterscheiden sich nur durch ihren Körper. Und die daraus resultierenden Möglichkeiten. Es ist eine individuelle Frage, wofür sie sich interessieren und welche Träume und Wünsche sie haben. Bei dieser Entwicklung kommt es vorallem darauf an, wie die Eltern zu gewissen Dingen stehen und welche Erfahrungen die Kinder sammeln.

Die Gefühle sind bei Jungen und Mädchen gleich. Angst, Freude, Vertauen, Zweifel, Verzweiflung, Hiflosigkeit, etc. wird von beiden Geschlechtern gespürt. Männer, die angeblich keine Angst haben, gibt es nicht. Es gibt nur Männern, die die Angst nicht spüren wollen und dann behaupten, sie hätten sie nicht. Was aber eine Lüge ist, die sie selbst glauben.

Kinder lernen vorallem durch’s Abschauen und Nachmachen, nicht durch Verbote und Regeln. Wenn du also ein Verhalten bei deinem Kind möchtest, dann lebe es authentisch vor. Vordere von deinem Kind nichts, was du selbst nicht schaffts, aus ganzem Herzen zu leben.

Wenn du dein Kind bedingungslos liebst, so bist du neugierig auf seinen Charakter und möchtest ihn auch gar nicht verändern. Du nimmst dein Kind so wie es ist. Ob Junge oder Mädchen, du gibst ihm nicht vor wie es zu sein hat, sondern lässt dich überraschen, wie es sich entwickelt.